Traumatherapie

Was sind Traumata und wie wirken sie sich aus?

Wenn ein Mensch in existentiell bedrohlichen Situationen weder fliehen noch angreifen kann, ist sein Inneres hilflos ausgeliefert und erleidet Schaden – ein so genanntes Trauma. Traumata sind Extremsituationen, auf die die betroffenen Menschen nicht vorbereitet sind und nicht angemessen reagieren können, weil das Informationsverarbeitungssystem des Gehirns durch überwältigende Angst (Schock, „Es-ist-aus-Gefühl“, Schmerz) überflutet wird. Alle Bewältigungsmechanismen sind überfordert (Michaela Huber). Die traumatisierte Person spürt intuitiv: „Von jetzt an ist nichts mehr, wie es war“.

Traumatisierte Menschen haben meist durch Menschen psychische oder physische Gewalt erfahren (wie Misshandlungen, sexuelle Grenzverletzungen/ sexualisierte Gewalt, seelische Grausamkeit, schwere Vernachlässigung, Folter, Krieg) oder sie wurden Augenzeuge solcher Gewalt. Andere sind durch Natur- oder Verkehrskatastrophen traumatisiert.

Wo es keine Möglichkeit gibt, der äußeren Bedrohung zu entkommen („no flight, no fight“ M. Huber), bleibt dem Gehirn nichts anderes übrig, als dies intern zu tun: Es findet eine Entfremdung vom Geschehen statt („Das bin nicht ich“), ein Erstarren oder „Einfrieren“. Die Betroffenen fühlen sich wie gelähmt, wie ein Kaninchen vor der Schlange. Sie können darum während des Geschehens gewöhnlich auch nicht schreien, weinen oder um Hilfe rufen.

Der Stresspegel in der traumatischen Situation ist so hoch, dass es neben der Lähmung oft zum „Zerreißen“ der Wahrnehmung des Traumaerlebens, zum „Fragmentieren“ kommt. Dies hilft den Betroffenen, das Unerträgliche nicht als Ganzes spüren und erinnern zu müssen und trotz des Erlebten ihren Alltag weiter bewältigen zu können. Die traumatische Erfahrung wird fragmentiert wie die Splitter eines zersprungenen Spiegels (Lutz U. Besser) und diese Spiegelsplitter werden weggedrückt und isoliert abgespeichert, so dass das Trauma vielfach nicht mehr zusammenhängend erinnert werden kann. So tauchen diese Spiegelsplitter nicht selten Jahre später z.B. in Form einer Körpererinnerung, eines Schmerzes, eines plötzlichen Gefühls von überwältigender Angst oder einer unerklärlichen Lähmung beim Sehen einer karierten Decke oder bei Alkoholgeruch auf, ohne zugeordnet werden zu können. „Die zurückbleibenden Spiegelsplitter lassen nicht mehr erkennen, was passiert ist, sondern nur noch, dass etwas passiert ist“ (Lutz U. Besser).

Zu den normalen Reaktionen auf traumatische Erfahrungen gehört auch der Wechsel zwischen einerseits Phasen von intensiver Beschäftigung mit dem Erlebten (Alpträume, „flashbacks“ (überflutende Erinnerungen am Tag) und Grübeleien) und andererseits Phasen, in denen sich die Betroffenen vom inneren Erleben abschotten. Das Trauma wird zum eigenen Schutz ausgeblendet oder verharmlost: „Es ist gar nicht schlimm gewesen“. Beide Reaktionsweisen wechseln sich ab und sind normale Reaktionen auf unnormale Erfahrungen. Der Organismus versucht dadurch, den Schrecken zu „verdauen“ und zu „verschmerzen“.

Da insbesondere schwere (wiederholte, lang andauernde oder biografisch frühe) Traumata unbegreiflich, nicht „verstehbar“ sind und das bisherige Welt- und Selbstbild häufig tief erschüttern, gehören zu den vielfältigen Überlebensstrategien nach traumatischen Erfahrungen auch Überlebensmottos wie „Zeige nie wieder Schwäche“ oder „Vertraue niemandem“ oder „Ich bin selbst schuld“ (denn das wäre besser zu ertragen als Ohnmacht). Manche schotten sich ab, um sich vor weiteren Verletzungen zu schützen. Andere verlieren die Fähigkeit, gesunde Grenzen zu setzen und erleiden wiederholt ähnliche Erfahrungen, ohne dies aus eigener Kraft ändern zu können. Der erlebte Verlust äußerer Sicherheit hat zur Folge, sich auch im Innern nicht mehr sicher zu fühlen und eine Vielzahl alltäglicher Situationen als bedrohlich zu erleben.

Was geschieht in einer Traumatherapie

Die Therapie hilft den Patienten, innere Sicherheit und gesunde Grenzen aufzubauen, ein positives Selbstgefühl zu entwickeln und sich für Neues zu öffnen.

Dauer und Schwerpunkte der Therapie hängen von der Art und Schwere der Traumatisierung ab. Bei einem sog. „Monotrauma“ wie z.B. einem Verkehrsunfall kann bei ansonsten stabiler Persönlichkeit und unterstützenden Lebensumständen nach einer kurzen Stabilisierungsphase das Trauma mit EMDR oder „Bildschirmtechnik“ auf kontrollierte Weise verarbeitet werden.

Bei sog. „komplexer Traumatisierung“ (häufige, lang anhaltende oder frühe Gewalterfahrungen) geht es zunächst vorrangig darum, innere und äußere Sicherheit aufzubauen, Selbstfürsorge und einen achtsamen Umgang mit eigenen Gefühlen, Bedürfnissen und Grenzen zu erlernen und Selbstvertrauen und ein verbessertes Selbstwertgefühl zu entwickeln. Durch Imaginationsübungen (z.B. sicherer Ort, Tresor, Beobachterperspektive) und andere Übungen zur Selbsthilfe wird die Fähigkeit zur Distanzierung und Steuerung von belastenden Gefühlen und Erinnerungen erlernt. Diese Phase der Stabilisierung kann Monate oder auch Jahre umfassen.

Erst wenn eine ausreichende innere und äußere Sicherheit und Stabilität gewonnen ist und die Betroffenen die Fähigkeit erworben haben, extrem belastende Gefühle und Erinnerungen zu steuern und in Distanz zu bringen, können traumatische Erlebnisse in kontrollierter und dosierter Weise durchgearbeitet, die Spiegelsplitter zusammengefügt und das Erlebte in die eigene Geschichte integriert werden.

Therapie bei sexueller Traumatisierung

Bei sexueller Traumatisierung, die in besonderer Weise den geschützten Raum der eigenen Identität angreift und verletzt, liegt ein Schwerpunkt in der Behandlung darauf, ein Bewusstsein der eigenen Identität und Würde zu entwickeln und diesen geschützten Raum in seiner Einzigartigkeit (wieder) zu entdecken und in seiner Entfaltung zu unterstützen. Im Bild des kostbaren, durch eine Mauer geschützten Gartens aus dem Hohen Lied (Shulamiths Garten) geht es in der Therapie (als Einzel- oder Gruppentherapie) zunächst um die Wiederherstellung der zerstörten Gartengrenzen, um die Entdeckung der ganz eigenen inneren Landschaft, den Zugang zu verschiedenen Bereichen des Gartens (geschützter Ruheort, Quelle, Orte für innere Kinder, Beete für Ideen und Visionen u.v.m.), das Wiederfinden und Wiederaufrichten von zertretenen oder gestohlenen Pflanzen (wie Gefühle, Sehnsüchte, Begabungen, Neugier…), das Begießen, Pflegen und Unkraut jäten und die Unterscheidung zwischen den vom Täter gesäten Unkrautpflanzen wie z.B. Lebenslügen („Ich bin immer schuldig“) von den eigenen Pflanzen, Blüten und Bäumen.

Für die Wiederherstellung des eigenen inneren Gartens gilt in besonderem Maße:

Überlege, was Dich aufblühen lässt. Dem gehe nach.“ (U. Schaffer)

Dipl.-Psychologin Tabea Freitag
Psychologische Psychotherapeutin
(alle Kassen)

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